Kampf gegen das Vergessen: Workshop für Auszubildende der Kreisverwaltung zum 19. Februar 2020

Pressemitteilung des Kreises Groß-Gerau

Unter dem Titel „Gemeinsam stark nach dem 19. Februar“ organisierte das Jugendbildungswerk des Kreises Groß-Gerau einen Workshop für Auszubildende der Kreisverwaltung. Darin ging es um den rassistisch motivierten Anschlag in Hanau im Jahr 2020 und seine Folgen. Said Nesar Hashemi, Hamza Kenan Kurtović, Ferhat Unvar, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz und Kaloyan Velkov – das sind die Namen der neun Menschen, die am 19. Februar 2020 ermordet wurden. Unter dem Hashtag #SayTheirNames wird der Opfer in den Sozialen Medien gedacht.

Die zwei Teamer der Bildungsinitiative Ferhat Unvar e.V. wiesen darauf hin, wie wichtig es ist, an die Opfer zu erinnern und nicht den Täter in den Mittelpunkt zu stellen. Fünf Jahre vor dem Anschlag postete Ferhat Unvar auf seiner Facebookseite den Satz „Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst“. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar kämpft gegen das Vergessen und gründete an seinem Geburtstag am 14. November 2020 die Bildungsinitiative Ferhat Unvar, denn sie ist davon überzeugt: „Kein Mensch wird als Rassist geboren.“

Als sich die Teilnehmer*innen des Workshops mit den Opfern und dem Tathergang auseinandersetzten, wurde die Kontinuität des rechten Terrors in der Bundesrepublik deutlich. Mölln, Solingen, NSU, München und Halle zeigen: Hanau war kein Einzelfall. Das Versagen der Polizei und staatlicher Behörden sowie die Kriminalisierung und Stigmatisierung der Angehörigen stießen bei den Teilnehmenden auf Unverständnis und Solidarität mit den Betroffenen.

Zudem setzten sich die Auszubildenden anhand verschiedener Aussagen von Politiker*innen mit aktuellen politischen Entwicklungen, dem Erstarken populistischer und rechtsgerichteter Tendenzen sowie der Rolle der Medienberichterstattung auseinander und beschäftigten sich mit den Anliegen der Angehörigen in Bezug auf Aufklärung und angemessenes Gedenken.

In einer gemeinsamen Abschlussrunde wurde reflektiert, wie Einzelne sowie die Gesellschaft angemessen erinnern können und welche Veränderungen sich Menschen von der Gesellschaft wünschen. Die Teilnehmenden gaben sehr positive Rückmeldungen und schätzten die angenehme Stimmung beim Workshop sowie, „dass man Fragen stellen konnte, die man sonst nicht stellen kann“.

Der Workshop fand in Kooperation mit der Jugendpflege Bischofsheim und der Personalentwicklung des Kreises Groß-Gerau am 18. Juni 2025 im Jugendhaus Bischofsheim statt.